Ich sprach von "vor 100 Jahren". Von 1870-1914 hat D. pro Kopf der Bevölkerung den höchsten Anteil an Nobelpreisträgern in Naturwissenschaften, Technik und Kunst hervorgebracht. Das ging nur, weil man die zukünftige Elite gefördert hat und nicht die Dummen.
Vor 100 Jahren war die Quote der Abiturienten so niedrig, weil sich kaum jemand leisten konnte ein Gynasium zu besuchen. Das hat nichts mit den Anforderungen zu tun
Das glaubst Du doch wohl selber nicht. Daß sich damals kaum jemand ein Gymnasium leisten konnte, liegt daran, daß die hohen Anforderungen, die damals an ein Abitur gestellt wurden (Abitur = Hochschulreife = die Befähigung, an einer HOCHSCHULE lernen zu können), i.d.R. nur von Schülern mit hohem IQ erfüllt werden konnten. Schüler mit hohem IQ stammen aber mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Verpaarung zweier Elternteile mit eigenem hohem IQ. Die hatten aber ohnehin die Tendenz zu höherem Einkommen (weil sie wesentlich produktiver sind als Dumme, werden Schlaue auch besser bezahlt, denn sie bekommen die besseren Jobs) als Eltern mit niedrigerem IQ, konnten sich den Gymnasiumsbesuch des Filius also meist leisten. Sollten auch einmal zwei Dumme ein Genie mit dem Zeug zum Hochschulstudium hervorgebracht haben, wurde das i.d.R. auch gewürdigt und gefördert (in der Bundesrepublik z.B. mit dem BaföG). Die Wahrscheinlichkeitsrechnung sagt aber, daß dieser Fall nicht allzu häufig eintritt.
Da Schlau mit hoher Wahrscheinlichkeit Schlau heiratet und Dumm mit hoher Wahrscheinlichkeit Dumm, bleiben fast immer die Schlauen unter sich und die Dummen ebenfalls. IQ-Pyramide --> Gesellschaftspyramide.
Und daß man für`s Lernen bezahlt, ist völlig normal und genauso legitim. Der Lernende nimmt eine Dienstleistung in Anspruch, er will etwas vom Lehrenden (nämlich dessen Wissen). Dafür kann er auch gern bezahlen. Nicht umsonst haben früher Lehrlinge (ich verabscheue das Wort "Auszubildender", weil es die Begrifflichkeiten ins genaue Gegenteil verkehrt) Lehrgeld an den Meister bezahlt. Außerdem hat Lehrgeld in meinen Augen eine extrem wichtige Aussiebefunktion, es hält die Ungeeigneten ab und vor allem die, die die Lehr- o. Studienzeit als Spaßfaktor betrachten.
Im übrigen, um nochmal auf die Anforderungen zurückzukommen: ich habe drei Kinder großbekommen und selbst auf einer nicht ganz unanspruchsvollen Schule mein Abi gemacht, bilde mir also durchaus ein, mir ein Urteil über heutige und damalige Anforderungen bilden zu können. Was die heute lernen, ist irgendwelcher soziologischer Mist. Aber eine Brücke über den Ärmelkanal wird nur mit knallhartem Faktenwissen konstruiert, nicht mit irgendwelchen Projektarbeiten, die in Stuhlkreisen das bestmögliche Zusammenwirken von Kondomen und Gurken untersuchen. Knallhartes Fachwissen wird heute aber nur noch selten vermittelt, gerade einmal in den naturwissenschaftlichen Fächern an der Hochschule, wo einem auch heute der Master nicht nachgeschmissen wird; weswegen die Allgemeinbildung heutiger Jugend erschreckend niedrig ist. Auch wird heute nicht mehr vermittelt, daß Schule und Lernen nicht immer Spaß machen muß sondern fast immer Knüppelarbeit ist.[DOUBLEPOST=1503505499,1503505226][/DOUBLEPOST]P.S.: heute ist ein Abitur nicht mehr die Befähigung, an einer Hochschule lernen zu können, sondern an einer Hochschule lernen zu dürfen. Was zu Durchfallquoten teilweise von > 50% führt, insbesondere in den naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen.