du kannst pech haben und das teil liegt irgendwo ganz unten. dann merken die möglicherweise irgendwann, daß der haufen zu groß wird, um ihn noch selbst abfertigen zu können. daraufhin wird im behördentempo die weiterleitung eines bestimmten kontingents an sendungen zur verteilung auf kleinere binnenzollämter veranlasst. auch das kann dauern. dann geht der quatsch langsam auf die reise und gelangt auf undurchsichtigen wegen irgendwann zu einem provinzzollamt, um dort abgefertigt zu werden. da dort die uhren noch mal etwas anders (langsamer!) ticken, wird das dann bestimmt sehr genau und penibel untersucht werden, um dann wahrscheinlich an dein zuständiges binnenzollamt weitergeleitet zu werden.
ich hatte mal ne sendung aus australien, die war nach ca. 4 monaten bei mir. kam über frankfurt, lagerte dort nen monat oder so, ging dann offenbar irgendwo nach dunkeldeutschland, um zuguterletzt beim Zollamt Taucha (!!!, hatte noch nie zuvor gehört von dem Kaff, da gibts garnichts, nichtmal nen richtigen Bahnhof, wie das auf google earth da aussieht...) wieder "aufzutauchen".
Dort lag es dann wohl auch noch länger herum, bis die es dann dort erstmal aufgemacht haben. Wie es sich für echte Ex-DDR Apparatschiks gehört, wurde dann sogleich ohne Augenmaß auf Markenrechtsverletzungen untersucht.
Anmerkung: Es handelte sich um ein weiteres Paar UGG-Boots für die Frau. Der Name "UGG" ist ein Eigenname, welchen die Aussies seit ca. 100 Jahren für ihre Schafsfellstiefel nutzen. Keine Marke. Etwa so wie unser Wort "Pantoffel" für Hausschuhe. Nun ließ sich ein findiger Amerikaner diesen Namen als Marke international schützen und verkaufte ihn an die Deckers Corporation, einen amerikanischen Outdoorartikelkonzern, welcher fortan die Schuhe in China fertigen liess und weltweit als "das Original" vermarktete. Diese Firma ging nun aggressiv gegen alles und jeden vor, der fortan seine Schuhe noch UGGs nennen wollte. Lediglich in Australien selbst, ist Deckers letztinstanzlich unterlegen, da australische Gerichte nicht der Ansicht waren, daß der Name eines "nationalen Kulturgutes" käuflich sein dürfte.
Bei uns jedoch: kein Problem: Grenzbeschlagnahmeantrag gestellt - fertig.
Nun sind diese Teile aber sonst immer durchgegangen, sofern sie tatsächlich aus Australien kamen. Obgleich der name UGG draufstand, wenn auch in einem anderen Design als dem von Deckers. Wahrscheinlich eben das Augenmaß. Schuhe aus Australien mit "UGG" und "Australia" drauf - OK.
Nun ja, in Taucha war man jedenfalls nicht der Ansicht.
Gerade diese - dem Akzent nach alles alte gelernte DDR-Bürger, meinten nun, mit der gleichen Begeisterung wie zuvor, als sie mit ihrem Hurra-Kommunismus die freie Welt bedrohten, sich jetzt zum bedingungslosen Büttel des klassenfeindlichen amerikanischen Raubtierkapitalismus aufzuspielen. Erich würde sich im Grabe umdrehen.
"Ü.G.G." sei eine geschützte Marke. Beschlagnahme!
Benachrichtigung brauchte auch noch mal vier Wochen!
Nun ja, ich habe dann dort angerufen, habe mit Mühe verstehen können, daß der Vorgang inzwischen an die Übergeordnete Dienststelle abgegeben wurde.
Dort angerufen und jemanden drangekriegt, der wenigsten etwas deutschartiges sprechen konnte und diesem den Sachverhalt nochmal erklärt.
Er versprach dann, nochmal draufzuschauen, da das Paket ja nun tatsächlich aus Australien und eben nicht aus China kam (die bekannterweise die Deckers-UGGs im großen Stil auch fälschen) und meinte, er wolle mal sehen, was er machen kann.
Am nächsten (!!!) Tag dann, ziemlich genau 4 Monate nach dem Kauf, klingelte der DHL-Mann und übergab mir das Päckchen gegen Zahlung von 23€irgendwas Einfuhrsteuer. Wie er die festgelegt hatte, bleibt ein Rätsel. Egal, Schuhe da, alles gut - leider war der Schnee inzwischen weggetaut und damit der Einsatzzweck dieser Schuhe nicht mehr gegeben.
Also, manchmal kann es dauern, der Zoll arbeitet meist sehr gemächlich und manchmal hängt es eben auch an der Sturheit und dann wieder am Goodwill einzelner Zollbeamten.
Hätte der Typ streng nach Papier gehandelt, hätte er die Dinger zu den Anwälten von Deckers schicken müssen. Denen wäre das schei*egal, ob die echt australisch sind. Die haben nen Zettel, der besagt daß der Name UGG jetzt denen gehört - alles, wo die kein Geld für sehen, geht in den Schredder.
Stattdessen hat er sie mir dann einfach zustellen lassen.
Zoll ist also immer auch ein wenig Lotto!