taz-Artikel über Fairphone - Wie fair kann ein Smartphone sein?

(((TOM)))

Member
Heute in der taz (taz vom 19./20.7.2014, Seite 8: "Wie fair kann ein Smartphone sein?"):
Ein recht aufschlussreicher Artikel über den niederländischen Hersteller Fairphone und die Frage, ob, wie und wieviele ökologische und soziale Ansprüche sich bei einer "fairen" Handyproduktion in China überhaupt realisieren lassen. Es finden sich auch ein paar Vergleiche und Infos zu anderen Werken, z.B. Foxconn.

Nachzulesen auch auf taz.de
 

Ausgelebt

Outfluencer
Sehr interessanter Artikel! Theoretisch könnte man fast alle Missstände dort beheben wenn Giganten wie Samsung und Apple nur auf 10Euro Gewinn pro Smartphone verzichten würden. Was bei Herstellungskosten von <150€ wohl zu verkraften wäre..

Andererseits wer will schon mehr Geld für schlechtere Hardware ausgeben. Dieses Problem gibt es in vielen Bereichen, um den westlichen Reichtum so wie er derzeit ist beizubehalten müssen andere Länder ärmer sein.
 
H

Herr Doctor Phone

Guest
ja, trauriger und realischtischer altag dort.
bloß weil fair oder öko auf irgendwas sonst draufsteht, ist es noch lange nicht so.
ich war und bin nicht bereit dafür zu zahlen und zu unterstützen.

.
 

Magn1ficus

Active Member
Selbe Thematik wie bei "Bio" usw...
Ich bin einige Jahre aus meinem Beruf als Krankenpfleger ausgestiegen und habe als Kraftfahrer im internationalen Fernverkehr gearbeitet. Ich wollte ein wenig Land und Leute jenseits der Heimat kennenlernen. Was ich da an völlig hirnlosen Touren gefahren habe, darüber könnte ich ein Buch, dicker als die Bibel schreiben. Und darunter waren genug Artikel mit Label wie "Bio" oder Öko" etc. .

Beispiel?
Jeder kennt Adventskränze oder Blumengestecke. Als Natur - Steckgrundlage wird getrocknetes Moos genommen. Geladen habe ich das in Ivalo, Finnland (Polarkreis), kurz vor der russischen Grenze. Ein Stückchen weiter hätte ich in Murmansk Eis am Stiel lutschen können...
Das Moos wurde per Hand von russischen Gastarbeitern im Wald geerntet, in großen Trockenöfen getrocknet und auch per Hand in Kartons verpackt. Die Kartons (waren immer 2890 pro LKW) wurden auch per Hand von Frauen verladen.
Mit dieser Ladung ging es ca 5.050km in den Süden nach Campobasso, Italien... Dort wurde es entladen und in der Fabrik in verschiedenen Farben eingefärbt und wieder verpackt. Von Campobasso ging es dann in den Verteiler für Europa und man höre und staune, auch wieder zum Teil zurück nach Finnland.
Es kommt also in Europa als Naturprodukt mit "Öko" Siegel in den Handel, mit zum Teil über 10.000km auf dem Buckel. Die Leute freuen sich zu Weihnachten, das sie mit gutem Gewissen etwas für die Umwelt getan haben und ich lache mir jedesmal einen ins Fäustchen.

Ich hab unzählige sehr fragwürdige Touren gefahren und weiß um manchen Betrug am Kunden. Jeder will billig kaufen, egal wo der Kram her kommt. Und nette Siegelchen suggerieren dem Käufer immer "Haste fein jemacht"... Deswegen gebe ich auf solche "Fair-Geschichten" (um den Kreis zum Thema zu schließen) überhaupt nix. ;)
 
H

Herr Doctor Phone

Guest
ich will dir nicht zu nahe treten aber du bist einer derer die das finanziell auch nicht stemmen können.
höö?
warum denn nicht? wer sagt den das ich das nicht kann ? ;)
ich könnte schon, aber ich sehe nicht die rechtfertigung in den (zu) hohen preisen (wenn auch manchmal schon gerechtfertigt)...

.[DOUBLEPOST=1405770463,1405770370][/DOUBLEPOST]
Es kommt also in Europa als Naturprodukt mit "Öko" Siegel in den Handel, mit zum Teil über 10.000km auf dem Buckel. Die Leute freuen sich zu Weihnachten, das sie mit gutem gewissen etwas für die Umwelt getan haben und ich lache mir jedesmal einen ins Fäustchen.
it das selbe mit norde krabben...dort gefischt, in maroko oder china gepuult und zurück geschickt.
wo ist das der sinn?

.
 
H

Herr Doctor Phone

Guest
apropo lkw...
ein freund von mir holt in basel bei den papierwerken eine rolle zeitungspapier...
das fährt er nach münchen zur dortigen zeitung.
-in der nähe holt er ne rolle zeitungspapier und fährt damit zur basler zeitung...
--blöd--

anderes beispiel:
in rumänien (ehemals nicht ewg/eu wirtschaftsraum) werden stühle und tische produziert, die wurden nach brüssel gefahren, zollstempel drauf, wier zurück weil sie ja eingeführt waren), dort wieder verladen und in gesamt europa verkauft...
--irrsinnig---

bekannter hat reben, die bespritzt er nicht, hat hohe auflagen für öko, aber der nachbar macht das alles nicht.
der boden, der hang, die sonne, der regen, die erde, der wind und das grundwasser sind alle gleich.
aber er verkauft seine trauben als öko teurer...
quasi im selben glashaus könnte man sagen, gibt kein unterschied, er spritzt ja nicht, das macht ja schon der nachbar nebenhan :p)
--blöd--

.
 

Ausgelebt

Outfluencer
310€ Smartphone finanziell nicht zu stemmen? o_O

dieser Fairphoneladen ist halt auch ein Witz, 2€ pro Smartphone geben die ab, und deshalb kostet das Smartphone im Vergleich zu gleichwertiger Hardware 150€ mehr?

Da können wir auch gleich die Ablasszettel wieder einführen
 
Zuletzt bearbeitet:

wydan

Well-Known Member
Ich begrüße diese Initiative sehr

aber ich seh in dem Phone nicht wirklich Fairness, nur dadurch das die für so wenig arbeiten, ist das was ausgeschüttet wird viel Geld. Außer die paar Euros und einen Art Betriebsrad ändert sich nichts. Und das man mit 27 Stimmen von 700 eine Wahl gewinnt, sagt leider schon alles, was die Leute von dem halten (ich geb zu, ich kenne die chinesische Mentalität nicht) Und durch das zusammentragen von den Informationen seh ich jetzt nicht den Preisaufschlag gerechtfertigt, da das wahrscheinlich so funktioniert das man verschiedene NGOs anschreibt und Infos bittet und sich eine Übersicht macht. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaub die haben nicht mal die Fabrik besichtigt, die hat ihnen eine NGOs empfohlen.

Es wird ein Handy, das normal unter 100€ verkauft wird für 310€ verkauft, das sind Handys von der Stange, da seh ich die Realisation nicht. Vernünftiger wäre wohl ein normales Phone zu kaufen und dann 50 € zu spenden


Was mich auch etwas überrascht, ist, das Bas van Abel keine fairen Hemden hat (die sind nach meinem wissen ziemlich einfach zu organisieren) da ist er für mich noch mal unten durch, wen ich so was aufziehe, dann würde ich versuchen mein leben so gut wie möglich fair zu kaufen, so wird man unglaubwürdig
 

(((TOM)))

Member
Leute, wir müssen aufpassen, dass wir hier nicht alles in einen Topf werfen. Klar ist's Unsinn, Produkte während des Verarbeitungsprozesses um die ganze Welt zu karren. Aber hier geht's doch um was anderes: Den Versuch diese Geräte soweit irgend möglich ökologisch und sozial fair herzustellen. Und ich finde, dass das, was Fairphone leistet erst mal ein vernünftiger Ansatz ist. Gleichzeitig wird durch den Artikel imho deutlich, wie extrem schwierig es ist, diesen sinnvollen Ansatz und Anspruch über die komplette Produktions- und Wertschöpfungskette aufrecht zu erhalten. Und gegen welche Widerständen durch die etablierten Wirtschaftssysteme man da kämpfen muss (z.B. dass man die Arbeiter dort nicht auch die restlichen 10 Monate im Jahr höher bezahlen kann). Ich finde das, wie es dargestellt wird, sehr ehrlich, teilweise auch ernüchternd. Aber nur weil an manchen Stellen dieser öko-soziale Anspruch nicht eingelöst wird oder werden kann, heißt das doch noch lange nicht, dass alles andere verlogen wäre oder nur ein PR-Gag. Das, was Fairphone macht, ist schon der richtige Weg - ausbaufähig, klar, aber sicher nicht falsch.

Und noch was: Ehrlicherweise muss ich eingestehen, dass es mir persönlich öfters so geht, dass ich etwas, so wie dies hier mit den (halbwegs) fair produzierten Phones, ethisch vollkommen richtig finde - also so total total. Da kann ich mich dann in Diskussionen auch mal ganz weit aus'm Fenster hängen und mich zum Fürsprecher der Entrechteten oder der geschundenen Umwelt machen und fiese Zeitungsartikel im Forum posten. Aber richte ich dann auch mein konkretes Handeln danach? Kauf ich mir dann z.B. ein Fairphone? Natürlich nicht, nada, niente! Schon klar, die technische Ausstattung ist auch ein wichtiges Kaufargument. Trotzdem: Am Ende kauf ich mir doch einen "günstigen" China-Klopper ... weil's eben "billig" ist. Ich blende die Konsequenzen meines Konsumverhaltens einfach aus, weil's bequemer ist: "Was kann ich da schon tun?", "Nur (noch) dieses eine Mal ...", usw.

Und schließlich sind wir hier in einem China-Handy-Forum. Die meisten sind genau wegen dieser China-Schnäppchen hier und/oder wegen ihrer Leidenschaft für Phones - die einen nennen es Passion, Flocker hier im Forum nannte es mal "elektronische Suchtmittel" :grin:. Was denkt ihr, was hier los wäre, wenn in jeden von uns der große Moralapostel fahren würde und wir alle vom Glauben abfallen würden, weil wir fortan uns nur noch mit fairen Phones beschäftigen würden. Da würde sich schnell gähnende Langeweile ausbreiten. Wir sind sozusagen Gefangene des Systems, vielleicht aber auch nur willfährige Handlanger. Ich weiß, das ist jetzt wieder unbequem, sich das einzugestehen. Mir geht's jedenfalls so und ich empfinde das auch durchaus als widersprüchlich und eben unbequem.

Dennoch: Systeme werden durch den Flügelschlag einer Taube verändert!
 

Mitglieder

Statistik des Forums

Themen
54,359
Beiträge
837,135
Mitglieder
66,933
Neuestes Mitglied
Binchensummt herum
Oben Unten