Ich stelle jetzt mal die These auf, dass es vornehmlich 3 Gründe für das politische Handeln gibt.
1. Föderalismus
2. Super-Wahljahr
3. Industrie-Lobbyismus
Punkt 1
Die Ministerpräsidenten bestehen auf ihrer Macht und demonstrieren dies auch allzu gerne mit dem Ausscheren aus den Beschlüssen der MPK.
Punkt 2
Ich habe den Eindruck, dass Ministerpräsidenten ihre Entscheidungen nach den Umfrageergebnisse unter der Bevölkerung ausrichten. Laschet z. B. wollte in NRW stets alles offen halten. Erst als Umfragen publik wurden, dass inzwischen eine Mehrheit der Bevölkerung drastischere Maßnahmen befürwortet, drehte er sich 180° und forderte den harten Brücken-Lockdown.
Andere (Thüringen war das, glaube ich) lassen entgegen den Empfehlungen der Wissenschaft offen um hinterher zu sagen: "Sorry, war 'nen Fehler, konnten wir aber nicht wissen".
Punkt 3
Alles muss dicht machen, außer die Industrie. Wieso?
Die kann doch am ehesten einen kurzen harten Lockdown verkraften, eher jedenfalls als der inzwischen arg gebeutelte Einzelhandel.
Immer wieder werden überfüllte öffentliche Nahverkehrsmittel angeprangert (meine Kinder haben das für ihren Schulbus übrigens bestätigt).
Und Schul- und Kita-Schließungen?
Für mich ist das die staatliche Kinderbetreuung, damit die Erwerbstätigen wieder anständig arbeiten gehen können.
Esgeht nicht um Ansteckung an den Arbeitsplätzen, da ist die Industrie was Prävention angeht sicher vorbildlich (wie z. B. mein Arbeitgeber). Es geht um die "Kollateralschäden" im ÖPNV und in Schulen, weil die geöffnet werden, damit die Industrie weiter produzieren kann.
Ich war während des Studiums mal 1 Jahr als Vertreter meiner Fachschaft im AStA (Allgemeinen Studierenden-Ausschuss). Wer das erlebt hat, hat eine Vorstellung, was für ein Kindergarten der Bundestag sein dürfte, wenn es um Entscheidungsfindung geht.